Lingener Tagespost vom 19.04.2010

 

Auch künftig neue Baugebiete

Verwaltung und CDU auf Parteitag einig - Coesfeld stoppte Ausweisung

 
 
lj Lingen. Die Stadt Lingen wird auch in Zukunft Baugebiete ausweisen. Darüber bestand am Samstag Konsens zwischen Oberbürgermeister Heiner Pott, dem Fachbereichsleiter Stadtplanung und Hochbau, Dipl.-Ing. Peter Krämer, sowie Lingener Christdemokraten, die sich auf dem Parteitag des CDU-Stadtverbandes Lingen im Christophorus-Werk trafen. Das Motto hieß „Gemeinsam Zukunft gestalten“.
Georg Kruse, Geschäftsführer des Christophorus-Werkes, appellierte an die CDU-Mitglieder, ihren Einfluss in der Bürgerschaft geltend zu machen, damit Menschen mit Behinderungen unter dem Begriff „Inklusion“ voll und ganz am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. „Das Christophorus-Werk will nicht in einer Sonderwelt leben“, betonte Kruse. Nach seinen Angaben kümmern sich knapp 700 Mitarbeiter um 1800 Menschen, die aufgrund verschiedenster Behinderungen Betreuung benötigen. „Das jährliche Umsatzvolumen des Werkes beträgt 35 Millionen Euro“, erklärte der Geschäftsführer und fügte hinzu: „Damit sind wir ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Stadt.“

Nach einem Referat des Coesfelder Bürgermeisters Heinz Öhmann zur finanziellen Lage der Kommunen (siehe nebenstehenden Bericht) diskutierten die Christdemokraten in vier Workshops über die Themen Bildung, Kirche und Politik, Wohnbauentwicklung und Ehrenamt.

Sehr konkret wurde es im Workshop Wohnbauentwicklung. Oberbürgermeister Heiner Pott und Fachbereichsleiter Peter Krämer, waren sich mit den Christdemokraten darin einig, dass auch künftig auf die Ausweisung von Baugebieten nicht verzichtet werden könne. Krämer: „Grundlage für den Wohnbedarf sind die bei der Verabschiedung des Flächennutzungsplanes 2005 prognostizierten zusätzlichen 3025 Haushalte bis 2015. Dies entspricht 275,6 Hektar.“
Nach den Worten von Krämer ist Lingen vom demografischen Wandel noch nicht voll erfasst worden. Einschließlich Zweitwohnsitz betrug die Einwohnerzahl laut Einwohnermeldeamt im vorigen Jahr 56 101, im Jahr 2008 waren es mit 56 636 nur wenig mehr.

Einig war man sich, dass die Stadt mit Blick auf Nachbargemeinden beim Wettbewerb um die günstigsten Baulandpreise nicht mithalten könne. Trümpfe der Stadt seien vielmehr die Qualität der Baugebiete sowie die schnelle Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen, betonte CDU-Ratsherr Björn Roth. Nach Angaben von Krämer gibt es bereits zahlreiche Interessenten für Wohnungen im Emsauenpark Reuschberge. Die Eigenentwicklung der Ortsteile müsse gewährleistet bleiben, hieß es.

Pott bezeichnete es als großes Problem, dass es für Altbauten nach dem Generationenwechsel häufig keine adäquate Folgenutzung gebe. Der Grund: Werden mehr als zehn Prozent der Bausubstanz durch einen Umbau berührt, greift die Energieeinsparverordnung, die enorme Kosten zum Beispiel für die Wärmedämmung nach sich zieht. Dann ist oftmals ein Neubau günstiger.

Unter Moderation des stellvertretenden LWH-Leiters Dr. Andreas Belle präsentierten Sprecher der Workshops die Ergebnisse, die nach den Worten des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Hermann Gebbeken schriftlich fixiert werden sollen, um sie in handfeste Politik umzumünzen.

In puncto „Stärkung des Ehrenamtes“ regte Öhmann an, die Stadt Lingen solle jährlich Menschen ehren, die sich „in der zweiten Reihe“ einbrächten. Dies werde mit großem Erfolg in Coesfeld praktiziert. Beim Thema Wohnungsbau hat die Stadt im Münsterland einen anderen Weg eingeschlagen: Neue Baugebiete werden nicht mehr ausgewiesen.
 
Herzlich begrüßte Georg Kruse (2. von rechts), Geschäftsführer des Christophorus-Werkes, die Christdemokraten zum CDU-Stadtparteitag in der Einrichtung. Von links Heiner Pott, Swenna Vennegerts, Heinz Öhmann, Hermann Gebbeken, Georg Kruse und Heinz Rolfes. Foto: Ludger Jungeblut