Wulff lobt Zusammenhalt im Emsland

Rede auf dem Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbandes Lingen

Lingen. In puncto sozialer Zusammenhalt ist das Emsland nach Ansicht des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff sehr gut aufgestellt. Er sprach am Mittwochabend vor rund 250 Gästen auf dem Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbandes Lingen im Saal der Wilhelmshöhe.

 

Richtschnur des politischen Handelns in der Region bis heute sei es, niemanden zurückzulassen, betonte das ehemalige Staatsoberhaupt. Kennzeichnend für diesen Zusammenhalt sei vor allem das ausgeprägte Vereinswesen. Besonderes Lob zollte er den Chefs von hiesigen mittelständischen Betrieben, die sich in den Orten sozial engagieren.

 

Der aus Osnabrück stammende Redner appellierte an die Bürger, diese Stärke weiter auszubauen und gleichzeitig offen für neue Entwicklungen zu sein. „Wir müssen neue Herausforderungen mutig annehmen und brauchen keine Angst zu zeigen, denn Angst ist ein schlechter Ratgeber.“ Gerade jetzt brauche die Demokratie Menschen, die sich fürs Allgemeinwohl engagierten. „Kommen Sie herunter von der Tribüne. Nur auf diese Weise können Sie Tore schießen.“

 

Ganz wichtig sei es, dass junge Menschen durch Mentoren gefördert würden, damit sie ihre Talente entfalten könnten. Wie wichtig der soziale Zusammenhalt als Fundament jeder Gesellschaft sei, werde in hervorragender Weise in dem Buch „Thank You for Being Late“ des amerikanische Journalisten Thomas L. Friedman am Beispiel des US-Bundesstaates Minnesota beschrieben.

 

Die erfolgreiche Entwicklung im Emsland sei auch ein Beispiel für die Stärke der Provinz in Deutschland. In anderen Ländern wie England und Frankreich oder auch die Türkei strebten die Menschen viel stärker in die Metropolen.

Im Verlauf seiner Rede wandte er sich entschieden gegen nationalistisches Gedankengut. „Viele nationale Interessen können nur international durchgesetzt werden“, machte er auf die Notwendigkeit aufmerksam, dass die EU einig sein müsse, um – zum Vorteil der Mitgliedstaaten – global gesehen zu bestehen. Die Digitalisierung werde die Welt weiterhin rasant verändern.

 

Mit Blick auf das Internet beklagte Wulff Hasspropaganda. Umso wichtiger sei verantwortungsvoller Journalismus in seriösen Medien. Der frühere Bundespräsident sprach sich für eine gesteuerte Zuwanderung aus, die unsere Gesellschaft bereichere. Parallelgesellschaften lehnte er entschieden ab: „Wir müssen zum Miteinander kommen.“ Im Zusammenhang mit der Bedrohung durch den Terrorismus warnte er vor Überreaktionen: „Das ist genau das, was die Terroristen wollen.“

 

Der Lingener CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fühner hob hervor, dass sich der ehemalige Bundespräsident bei der CDU in Lingen unter Freunden befinde, die Wulff auch in schwierigen Zeiten zur Seite gestanden hätten. „Sie haben mit Ihrer Rede den richtigen Ton getroffen“, dankte er dem Gast für dessen Auftritt.

 

Viele Christdemokraten suchten das Gespräch mit ihm. So überreichte ihm Alfons Führs ein Foto, das am 6. Mai 2006 beim Auftritt des Shanty-Chors Geeste bei einem Hafenfest in Nordhorn entstand. Seinerzeit hatte der damalige niedersächsische Ministerpräsident für 10 Euro eine CD des Chores erworben. Dieser Zehn-Euro-Schein befindet sich noch im Besitz von Chormitglied Führs und hat einen besonderen Platz in dessen Büro.

 

Textquelle: Ludger Jungeblut / Lingener Tagespost

 

Mit seinen Parteifreunden und Oberbürgermeister Dieter Krone stieß Bundespräsident a. D. Christian Wulff (5. von rechts) in Lingen auf ein gutes neues Jahr an. Foto: Simon Göhler