PRESSEMITTEILUNG VOM 15.08.2011

 

Funktioniert "Wohnen für Hilfe" auch in Lingen?

 

CDU WILL DAS THEMA WEITERVERFOLGEN - "MARKTPLATZ MEINUNG" DISKUTIERTE OFFEN

 

Lingen - Einen für eine politische Veranstaltung außergewöhnlich lockeren, lebendigen und fast schon unterhaltsamen Abend erlebten die Teilnehmer des CDU-Forums „Marktplatz Meinung. Bürger reden – Politiker hören zu“ am Donnerstagabend im Kolpinghaus. Besteht in Lingen Bedarf für das weltweite und auch in deutschen Studentenstädten anzutreffende Modell „Wohnen für Hilfe“? Diese Frage blieb auf der vom CDU-Stadtverband initiierten und äußerst gut besuchten Veranstaltung noch offen. Die rege und sehr offene Diskussion zwischen Lingener Studenten, Senioren und weiteren interessierten Bürgern blieb zwar – wie vorgesehen – vorerst ohne Ergebnis, doch die Christdemokraten wollen das Thema weiter forcieren und nun die Akteure erneut an einen Tisch holen. Ein guter Anfang dafür ist jedenfalls gemacht.

 

CDU-Stadtverbandsvorsitzende Irene Vehring freute sich eingangs ganz besonders, neben Studierenden des Lingener Hochschulstandortes, den Vertretern der Lingener Seniorenvertretung, von Junger Union und Senioren Union das Ehepaar Ursula und Erwin Stroot aus Münster begrüßen zu können, die dort das 2005 ins Leben gerufene und anfangs von der Stadt begleitete Projekt ehrenamtlich betreuen.

 

Das Prinzip von „Wohnen für Hilfe“ funktioniert nicht nur in der westfälischen Studentenstadt ganz einfach: Ältere Menschen bieten jungen Studierenden oder Auszubildenden kostengünstig Wohnraum an, verlangen dafür eine bestimmte Gegenleistung, z.B. im Haushalt, beim Einkauf oder bei der Gartenarbeit. „Als Faustregel gilt: Für einen Quadratmeter überlassenen Wohnraum leistet der Untermieter eine Stunde Arbeit im Monat, aber Abweichungen und Einzelfall- und Mietmischregelungen sind natürlich immer verhandelbar“, erläuterte Erwin Stroot das Konzept.

 

Bei seinem engagierten und mit viel Begeisterung beischwingenden Vortrag, wobei er von seiner Ehefrau Ursula zwischendurch immer unterstützend ergänzt wurde, verschwieg Stroot ein weiteres wichtiges Gebot nicht. Es dürfe sich nämlich nur um haushaltsnahe Dienstleistungen handeln, die der Bewohner – in der Regel ein/e Student/in – ableiste, und nicht um Pflegearbeiten oder gar Gesundheitsfürsorge. „Manchmal suchen ältere Leute auch einfach nur jemanden zum Reden einmal am Tag oder sind glücklich, wenn sie nicht allein unter einem Dach wohnen“, berichtete der pensionierte Lehrer von seinen Erfahrungen und Vermittlungstätigkeiten. Jedenfalls gebe „Wohnen für Hilfe“ älteren Menschen die Möglichkeit, sie in ihren eigenen vier Wänden leben zu lassen.

 

Dass es bei dieser Wohnform zwischen Alt und Jung aber nicht nur um den Austausch von Leistungen geht, wurde in der anschließenden Diskussion deutlich. So zähle ebenso der Erwerb von sozialen Kompetenzen für junge Leute, das gegenseitige Erlernen und voneinander Lernen und damit insgesamt der kulturelle Austausch und das Miteinander der Generationen.

Deutlich wurde am Ende aber auch, dass das Münsteraner Modell sicherlich nicht eins zu eins auf Lingen übertragbar ist. Dennis Waldeck machte als Vertreter der Lingener Studierendenschaft und Mitglied im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Osnabrück am Campus Lingen darauf aufmerksam, dass ein Student in Lingen ein anderer Typ sei als der in Münster oder anderen Hochschulstädten. „Was macht die alte Dame mit ihrem Rasen, wenn in den Sommersemesterferien der Student mehrere Wochen nicht in Lingen ist und den Rasen nicht mähen kann“, fragte er in die Runde, um auf die Problematik der regelmäßigen zwischenzeitlichen Abwesenheit von hiesigen Studenten aufmerksam zu machen.

 

Es sind also noch viele Fragen offen, ob „Wohnen für Hilfe“ tatsächlich auch in der wachsenden Studentenstadt Lingen realisierbar ist. Spannend wird also, inwieweit sich die Akteure an das Thema herantrauen. CDU-Vorstandsmitglied Björn Roth zeigte sich aber zuversichtlich: „Münster und Lingen sind ganz sicher nicht zu vergleichen, aber wieso probiert man es bei uns nicht einfach mal aus? Schließlich bietet das Modell die Freiheit, dass sich Anbieter und Wohnungssuchende individuell finden und ihre Abmachungen treffen können.“

 

Und so wurden nach der Veranstaltung bereits eifrig Telefonnummern und Kontaktdaten ausgetauscht, denn für CDU-Vorsitzende Irene Vehring steht fest, dass die Politik hier nur den Anstoß geben kann. „Letztendlich muss man schauen, ob es einen Bedarf, Angebot und Nachfrage gibt, aber diese generationsübergreifende Form des Miteinanders könnten wir uns für Lingen sehr wohl vorstellen.“ Der „Marktplatz Meinung“ (kurz „M&M“) ist seiner Rolle jedenfalls wieder einmal gerecht geworden: Jeder darf mitreden, und die Politiker hören zu!

 

 

Bildunterschrift:

 

Ob das Projekt „Wohnen für Hilfe“ auch ein Modell für Lingen sein kann, diskutierten (von links) Johannes Manemann (Seniorenvertretung der Stadt Lingen), die Münsteraner Projekt-Träger Ursula und Erwin Stroot, CDU-Vorsitzende Irene Vehring, Studentenvertreterin Franziska Albers, CDU-Vorstandsmitglied Björn Roth sowie die Studentenvertreter Marjana Adomeit und Dennis Waldeck.