Buntes Angebot an Informationen

Flüchtlingsbetreuung braucht das Ehrenamt

 
Beim „Marktplatz Meinung“ der Lingener CDU haben (v. l.) Christian Giesen, Maria Hoff, Ulla Maaß-Brüggemann, Christian Fühner, Christina Johanning und Stefan Altmeppen gesprochen.

wrog Lingen. Über die Situation der Flüchtlinge in Lingen haben sich beim „Marktplatz Meinung“ des CDU-Stadtverbandes gut 100 Lingener informiert. Bunt gemischt wie auf einem Markt war das Angebot an Informationen, dass die Besucher erhielten. Lingens Erster Stadtrat nannte Fakten und Zahlen: „Wir werden die noch 150 uns zugewiesen Flüchtlinge, die bis Ende Januar 2016 kommen werden, unterbringen können.“ Er hielt es für nicht unrealistisch, dass sich die Zahl der im September 271 zugewiesenen Flüchtlinge bei der nächsten Zuweisung im Januar verdoppeln werde.

Positiv sah Altmeppen die Altersstruktur: „75 Prozent der Flüchtlinge sind bis zu 35 Jahre alt. Junge Flüchtlinge lassen sich am leichtesten integrieren, und auch angesichts des demografischen Wandels ist dies gut.“ Kritik übte er an der Dauer sowohl der Asylverfahren als auch der Registrierung.
Sozialarbeiterin Christine Johanning berichtete von ihrer Arbeit beim SKM Lingen. Dieser sei für Migranten und Flüchtlinge im südlichen Emsland zuständig. „Wir sind da, wenn die Menschen ankommen, und machen mit ihnen die ersten Schritte.“ Ohne die rund 240 ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre dies nicht zu schaffen.

Einer ihrer ersten Schritte führt die jüngeren Flüchtlinge zur Schule. An der Friedensschule seien sie Schüler; ihr Status interessiere nicht, versicherte Schulleiterin Ulla Maaß-Brüggemann. „38 unserer 630 Schüler, darunter 13 Analphabeten, werden in zwei Sprachlernklassen unterrichtet.“ Diese seien zweigleisig ausgelegt: „20 Stunden je Woche lernen die Schüler Deutsch. Die anderen Stunden werden sie in Regelklassen unterrichtet.“ Davon würden alle Schüler profitieren. „Es ist viel eindrucksvoller, wenn ein syrisches Mädchen hier von seiner elf Wochen dauernden Flucht zu Fuß berichtet, als wenn ihre Mitschüler nur über die Medien von der Flüchtlingsproblematik erfahren.“ Maaß-Brüggemann wünschte sich mehr ehrenamtliche Helfer bei der Schulwegbegleitung. Und auch an die Stadt Lingen äußerte sie eine klare Forderung: „Wir brauchen Unterstützung bei der Schulsozialarbeit.“ Doch die Schulleiterin warnte auch: „Wir müssen aufpassen, dass die Stimmung nicht kippt.“ Solange die Situation für alle Beteiligten einen Gewinn bedeute, klappe alles ganz gut.

Bei der Agentur für Arbeit seien, was Lingen angehe, die Flüchtlinge noch nicht in großer Zahl aufgeschlagen. „Das liegt im mittleren zweistelligen Bereich“, erklärte Christian Giesen. Die Wirtschaft, gerade das Handwerk, wolle Flüchtlinge einstellen. „Aber die Qualifikation unserer Zuwanderer entspricht nicht unbedingt dem, was wir brauchen.“ Hoffnung setzte Giesen in junge Flüchtlinge: „Die lernen an der Schule, werden normal ausgebildet und sind dann die Fachkräfte von übermorgen.“

So weit in die Zukunft dachte Maria Hoff nicht. Sie bezeichnete sich als Bindeglied zwischen Flüchtlingen und Behörden und als ehrenamtliche Helferin bei den alltäglichen Problemen. Sie appellierte an die Besucher: „Nehmen Sie Kontakt auf, wenn Flüchtlinge in ihrer Nähe leben. Das wird auch Ihnen sehr viel geben.“
 
Text- und Fotoquelle: Wilfried Roggendorf, Lingener Tagespost