Potentiellen Gefahren im Internet präventiv begegnen

CDU Lingen beleuchtet Thema auf „Marktplatz Meinung"


Lingen. Welche Gefahren im Internet lauern und wie man sich in den sozialen Netzwerken und Messenger-Apps vor Missbrauch und Straftaten schützen kann – all das stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der CDU Lingen in der Reihe „Marktplatz Meinung“, die am Dienstagabend im Hubertushof stattfand.

 

Freundlicher Applaus brandet auf, als Peter Siebert seinen Vortrag mit dem Bekenntnis beginnt, dass er heute Abend erst gar nicht erscheinen wollte, weil er Geburtstag habe. Nachdenklichkeit herrscht aber nur Sekunden später, als der Polizeihauptkommissar sein offensichtlich falsches Persönlichkeitsprofil offenbarte: „Ich bin 101 Jahre alt geworden und weiblich.“ Mit diesem Fake-Profil hatte er beispielhaft deutlich machen wollen, wie schnell man im Internet getäuscht werden kann.

 

Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Kriminaloberkommissarin Hiltrud Frese, führte Siebert eingangs des Abends in die Thematik ein. Vor allem das Smartphone – Siebert spricht von einer „elektronischen Fußfessel“ – habe dazu geführt, dass heute jedermann zu jeder Zeit im Internet aktiv sein könne. Vor allem Kinder und Jugendliche wüchsen wie selbstverständlich mit der Technik auf, was auch Zahlen für unsere Region belegten. Nach Zahlen einer repräsentativen Studie, die 2015 an allen emsländischen Schulen erhoben wurden, besitzen fast 93 Prozent aller Fünft- und 98 Prozent aller Neunt- und Zehntklässler ein internetfähiges Mobilfunkgerät.

 

Hiltrud Frese beschrieb diverse Fallbeispiele für Cybermobbing unter Schülern. Mit teils erschreckenden statistischen Zahlen verdeutlichte sie, weshalb die Präventionsarbeit der Polizei so wichtig ist. „Handys sind Statussymbole, sie haben eine starke soziale Funktion“, unterstrich die Expertin die heutige Bedeutung der Technik. In Schulen und auch auf Elternabenden leisteten die Polizeibeamten einen Beitrag, um auf die Probleme im Umgang mit dem Internet aufmerksam zu machen. „Wir wollen nicht ab- oder verschrecken sondern sensibilisieren“, so Frese.

 

In einer von Silke Johanning-Sturm (stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende) moderierten Diskussionsrunde beleuchteten der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann politische und Rechtsanwalt Hannes Albers juristische Aspekte des Themas. Dabei wurde deutlich, dass vor allem das Zusammenwirken von Eltern, Lehrern und Sozialarbeitern wichtig ist, um den Gefahren aus dem Internet zu begegnen. So sprachen sich alle Anwesenden für eine stärkere Vermittlung von Medienkompetenzen in den Schulen aus. Albers forderte gar ein eigenes Schulfach. „Fest steht jedenfalls, dass umgehend gehandelt wird, um sich dem Thema wirkungsvoll zu stellen.“

 

Stegemann sieht die strengen deutschen Datenschutzbestimmungen als möglichen Hemmschuh, um sich gegen Missbrauchsfälle und Straftaten im Internet zur Wehr zu setzen. Eine Identitätsfestlegung vergleichbar mit einem Fingerabdruck wäre seiner Meinung nach ein Ansatz, der zumindest diskutiert werden müsste, um dem Grundproblem der Anonymität im Netz entgegenzuwirken und die Kontrolle zu behalten. Dem pflichtete Polizei-Vertreter Peter Siebert bei und sah eine Art Polizeistreife im Internet als ein probates Mittel. „Wir brauchen wie im normalen Leben auch ein Entdeckungsrisiko.“

 

Abschließend richteten die Polizeibeamten den Blick auf die Opfer. „Ein eigenständiges Opferentschädigungsgesetz wäre für die Arbeit sehr hilfreich“, forderte Hiltrud Frese. Und der vor Gericht auftretende Fachanwalt für IT-Recht Hannes Albers wünschte sich auch von den Richtern entsprechende Fachkompetenz bei den zunehmenden Fällen.

 

CDU-Stadtverbandsvorsitzender Christian Fühner fasste den Abend zusammen und sah auch als Landtagskandidat politischen Handlungsbedarf. „Als Landtagsabgeordneter würde ich mich dafür einsetzen wollen, dass die personelle Ausstattung der Polizei dem gesteigerten Bedarf nach Präventionsmaßnahmen gerecht wird“, sagte Fühner. Ebenso teilte er die Einschätzung der Diskussionspartner, dass insbesondere in Schulen mehr Wissen über das korrekte Verhalten im Netz vermittelt werden müsse. Dies könne im EDV- oder auch im Politik-Unterricht ein Bestandteil sein, so Fühner abschließend.

 

 

Zum Thema „Internet-Gefahren“ diskutierten auf Einladung des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Christian Fühner (rechts) in einer Veranstaltung am Dienstagabend (von links): CDU-Bundestagsabgeordneter Albert Stegemann, Rechtsanwalt Hannes Albers, Moderatorin Silke Johanning-Sturm sowie die Polizeibeamten Hiltrud Frese und Peter Siebert.